Auch ein armer Knecht hegte heimlich Gefühle für die Bauerstochter. Er war tüchtig, verlässlich und arbeitsam – doch arm, und so erschien ihm jede Hoffnung auf ihre Hand vergeblich. Eines Tages jedoch fasste er sich ein Herz, klopfte beim Bauern an und bat um die Tochter zur Frau.
„Solange du kein Geld hast, brauchst du hier gar nicht anklopfen! Scher dich zum Teufel!“, rief der hartherzige Bauer.
Die Tochter erschrak über die Härte ihres Vaters. In tiefer Sorge betete sie bis tief in die Nacht den Rosenkranz, während der betrübte Knecht sich vom Hof entfernte. Am Bisamberg setzte er sich unter eine alte Eiche und starrte traurig zur Donau.
Da kam ein Jägersmann mit grünem Hut des Weges, pfeifend und voller Übermut. Er bemerkte den traurigen Knecht und fragte nach dem Grund seiner Not. Der erzählte ihm von seinem Schicksal, woraufhin der Jäger ein verlockendes Angebot machte: „Ich kann dich reich machen – du musst mir nur deine Seele verschreiben.“
Dem Knecht wurde mulmig zumute, denn nun erkannte er den Teufel in Menschengestalt. Nach kurzem Zögern willigte er ein – jedoch mit einer Bedingung: „Gib mir erst etwas Geld. Wenn ich damit Erfolg habe, bekommst du meine Unterschrift – aber erst, wenn diese Eiche hier keine Blätter mehr trägt.“
Der Teufel willigte ein, überzeugt davon, dass dieser Tag bald kommen werde. Er überreichte dem Knecht ein goldenes Blättchen mit den Worten: „Vergrabe es noch heute unter einem Apfelbaum, und morgen wirst du dort einen Schatz finden.“
Der Knecht tat, wie ihm geheißen. Im Morgengrauen fand er tatsächlich zwischen den Wurzeln des Baumes einen Goldschatz. Überglücklich kleidete er sich fein, eilte zum Bauern und präsentierte seinen Reichtum. Der geizige Alte zögerte nicht lange und gab ihm die Tochter zur Frau.
Nach der Hochzeit gestand der junge Mann seiner Frau die Wahrheit über den Ursprung seines Reichtums. Doch sie verzagte nicht. In festem Gottvertrauen glaubte sie an die Kraft ihres Gebets, das sie während seines finsteren Handels unermüdlich gesprochen hatte.
Als der Herbst kam und die Blätter von den Bäumen fielen, kehrte der Teufel zum Bisamberg zurück. Doch die Eiche, unter der der Handel geschlossen worden war, trug noch immer Blätter – wenn auch dürr und braun. Selbst im Winter klammerten sich noch einige an die Zweige. Erst im Frühling fielen sie – jedoch nur, um neuen Platz zu machen: Denn Sommereichen verlieren ihre Blätter nie ganz, bevor die neuen nicht sprossen.
Jahr für Jahr wartete der Teufel vergebens. Der junge Bauer lebte ein langes, erfülltes Leben und starb als alter Mann. Erst da begriff der Teufel, dass er der Bauernschläue aufgesessen war. Wütend fuhr er in die Krone der Eiche und zerzauste die Blätter, sodass seither alle Eichen gebuchtete und gelappte Blätter tragen.